Städtebau-Entwurf AquaPolis

AquaPolis - Ein wasserbasierter Städtebaulicher Entwurf für Halle-Neustadt

einleitungsbild_aquapolis

_Ausgangssituation und Problemstellung
Die unmittelbare Nähe des Projektgebietes – das östliche Wohngebiet von Halle-Neustadt - zur Saale beinhaltet folgendes wasserbauliches Problem: es befindet sich im natürlichen Auenbereich der Saale, kann als Wohnstandort nur durch Deiche und regelmäßiges Grundwasserabsenken erhalten werden. Aufgrund von Alterungserscheinungen der Brunnengalerie müssen neue Lösungen gefunden werden, wenn das Gebiet als Wohnstandort erhalten werden soll. Des weiteren stehen ein Drittel der Neustädter Bebauung aufgrund von akutem Leerstand zur Disposition. Hervorzuheben ist weiterhin die besondere städtebauliche Rolle des Projektgebietes: es ist zwar Randgebiet des Neustädter Gebietes, aber auch Bindeglied zur Altstadt, zudem ist es direkt am Saaleufer gelegen und wird durch dieses stark beeinflusst und prägt das Stadtbild. In diesen Problemfeldern bieten sich jedoch die Chance, generell über einen anderen Ansatz im Umgang mit Grund- und Oberflächenwasser nachzudenken.

_Die Konzeptidee
Maßgebender Grundgedanke ist ein veränderter Umgang mit Wasser. Es soll offensiv und offensichtlich mit der Thematik des Wasserdargebotes im Planungsraum umgegangen werden. Bisher beschränkte sich die Wasserproblematik auf der Fläche darauf, das Wasser aus dem Planungsraum zu entfernen, um diesen als Wohnstandort zu erhalten. Eine Neudefinition des Planungsraumes mittels einer städtebaulichen Einbeziehung der Einzigartigkeit des Gebietes – die natürlich entstandenen Auenlandschaften – soll das Problem als Chance begreifen und das Wasser im Gebiet thematisieren.

_Städtebauliche Lösungen
Anbindung an die Altstadt
Zur besseren Erschließung des Gebietes entstehen vier Hauptverbindungen vom Planungsgebiet in die Altstadt.
Vom südlichen Teil des Wohngebietes führt ein Weg außen entlang am großen Wasserbecken der ehemaligen Rennbahn und dient somit zur Erholung. Hauptaugenmerk des Konzeptes in Bezug auf die Bindung und Beziehung zur Altstadt liegt in der großen Wasserfläche. Über diese gelangt man mithilfe schwimmender Pontons von Insel zu Insel an das andere Ufer, und somit in die Altstadt. Das 'Hindernis' Wasser als Bindeglied zur Altstadt soll hier durch eine entsprechende Gestaltung thematisiert werden.
Schaffung neuer Kieze durch gezielten Abriss
Der jetzige Bestand an Wohnungen im östlichen Teil von Halle-Neustadt wird um ein Drittel reduziert. Der Abriss erfolgt gezielt, sodass der verbleibende Teil einer Struktur aus kleinräumigen, in sich geschlossen Kiezen entspricht. Jeder Kiez erhält seinen eigenen charakteristischen Pfuhl, der dem Kiez auch seinen Namen verleiht. Somit bekommt jeder Kiez eine neue identitätsstiftende Qualität.

_Wasserbauliche Lösungen zur Grund- und Hochwasserproblematik
Diese Pfuhle sind ein Bestandteil der wasserbaulichen Maßnahmen in Bezug auf die Grundwasserproblematik. Um das Gebiet als Wohnstandort zu erhalten, muss nach wie vor das Grundwasser auf einem entsprechend niedrigen Niveau gehalten werden. Die Wasserführung wird durch zwei Schöpfwerke geregelt. Das auf der Fläche anfallende Grundwasser wird in 12 Pfuhle geschöpft, tritt dann in einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Graben – der „Aorta“ – hervor, um im Anschluss in unterschiedlich gestalteten Themen-Wasserbecken wiederzukehren. Anschließend wird es mittels Schöpfanlagen aus Sau- und Rossgraben in die Saale gepumpt.
Um der Hochwasserproblematik entgegenzuwirken, werden im Planungsgebiet viele Retentionsmöglichkeiten geschaffen: Zum einen in den Kiezpfuhlen und den Themen-Wasserbecken im Norden und Süden des Gebietes, zum anderen auf der Fläche der ehemaligen Pferderennbahn, die geflutet werden soll, um der Saale einen Teil ihres ursprünglichen Überflutungs- und Retentionsraumes zurückzugeben. Der südliche Teil der ehemaligen Pferderennbahn soll sich zudem durch entsprechende Renaturierungsmaßnahmen zu einer natürlichen Auenlandschaft entwickeln: verlandende Inseln aus Salix spec., Quercus spec, Populus spec. Etc.
Durch die Schaffung von zahlreichen Retentionsflächen wird der Abfluss des Wassers erheblich verringert. Ebenso wird die Verdunstungsleistung wesentlich erhöht, wodurch sich auch die Kühlfunktion im Stadtgebiet verbessert.

_Gestaltungsideen
Die Kiezpfuhle
Gestaltungsidee und Pflanzenauswahl für die Kiezpfuhle sind angelehnt an die natürliche Abfolge/Zonierung einer Auenlandschaft: von Röhrichtzone, über Weichholzraue bis hin zur Hartholzaue, mit den für diese Zonen typischen Pflanzengesellschaften. Bspw. wird der Seerosenpfuhl bestimmt durch ein Feuchtbiotop mit charakteristischen Wasserpflanzen dieses Standortes.
Die Aorta
Ausgangspunkt und Zusammentreffen der vier Hauptverbindungen ist die sogenannte Aorta, ein in Nord-Südrichtung verlaufender Wassergraben. Sie durchzieht die neu entstandenen Teilräume, verbindet sie und schafft somit ein horizontales Gegengewicht zur stark präsenten Magistrale in Ost-Westrichtung, die sehr trennend auf das Wohngebiet wirkte. Des weiteren wirkt die Aorta als eine Hauptader und Sammel- und Ausgangspunkt der Wasserläufe und Pfuhle im Planungsraum. Die Gestaltung der Uferbereiche ist terrassiert, wobei jede Stufe für verschiedene Nutzungsbereiche bestimmt ist. (Fahrradweg, Fußweg und Ruheplatz direkt am Wasser). Die Pflanzenauswahl entspricht auch hier der Abfolge einer Auenlandschaft.
Die Themen-Wasserbecken
Das Wasser fließt aus der Aorta zum nördlichen bzw. südlichen Ende in die Themen-Becken. Im Norden befindet sich ein großes Wasserbecken mit einem auf Pontons schwimmendem Konzertplatz. Hier wird die Thematik Kultur gestalterisch umgesetzt. Im südlichen Becken wird das Thema Ruhe bearbeitet: im Steingarten wandelt man auf im Wasser stehenden Steinblöcken durch einen Wald aus Bäumen, die in einem Topf im Wasser stehen. Hier soll ebenfalls die Wasser-Dynamik von Auen gestalterisch umgesetzt werden, d.h. die Steinblöcke sind je nach Wasserstand teilweise überflutet, wobei diese trotzdem begehbar sind.
Das große Wasserbecken in der Niederaue
Ein weiterer Schwerpunkt der Stadtteilentwicklung Halle-Neustadts ist die Neudefinition der Interaktion zwischen den angrenzenden Stadtteilen. Die unter anderem in einer unterschiedlich historischen Entwicklung zu suchenden Stadtviertelunterschiede lassen sich zwar kurzfristig architektonisch ausgleichen, eine langfristige und substanzielle Vereinigung lässt sich nur durch direkte Einbindung und Beteiligung der Bewohner erreichen. Dazu sollen neu entstehende Erlebnis- und Begegnungsräume geschaffen werden, wobei der Planungsraum der Niederen Aue mit der gefluteten Rennbahn dafür besonders geeignet scheint: einerseits als Grenzraum, andererseits ein Ort geprägt durch ganzjährige natürliche Zustandsänderung durch die Auendynamik. Diese Dynamik und temporäre Daseinsformen an Flächen bieten einen spannenden Ort für Gestaltung und Begegnung.
Eine starke soziale Gemeinschaft – gebietsübergreifend an den Saaleufern - stellt die Basis für ein gesellschaftliches Bestehen auf diesen ökologisch-dynamischen Flächen dar. Als eine Entwurfsidee für die Beschreibung dieser zu schaffenden Gemeinschaft seien die mittels Seilzug beidseitig zu bedienenden Pontons erwähnt. Das sprichwörtliche An-einem-Strang-ziehen soll dafür als Synonym stehen. Weitere Umsetzungsideen sind die als Schachbrett gestalteten und so zu nutzenden Pontons. Als Schachfiguren fungieren hierbei die Bewohner der angrenzenden Stadtteile. Die miteinander verbundenen Pontons übertragen somit bei deren Nutzung die dynamische Bewegung des Wassers. Hier der Entwurf zum Downloaden.

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